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ein kulinarisch,lukullischer Blog von Patrick Eyrich für Rheinhessen und r.o.w. ...

Montag, 17. September 2012

14 Jahre später bei Urs Wilhelm im Schäfli, Altnau, CH

Seit 16 Jahren: 1 Michelin Stern
Gault Millau 2012: 15 Punkte

Vor ziemlich genau 14 Jahren hatte ich die Ehre hinter die Kulissen des Gourmetrestaurants von Urs Wilhelm zu blicken. 3 Tage lang hatte ich dort  "Küchendienst", bekam viele Tipps und Tricks, leckere Rezepte, wie die süchtig machende Salatsoße, beigebracht. Ich lernte die Gourmetküche und deren Köche zu schätzen. Diese Tage haben auch meine Kochleidenschaft geweckt und geprägt und schon seit langem hatte ich den Wunsch Urs Wilhelm wieder zu besuchen.

Nun endlich habe ich die Zeit gefunden die andere Seite der Küche von Urs Wilhelm richtig kennen zu lernen. Angekommen in der über 100 Jahre alten Jugendstilvilla wurden wir von Rita Wilhelm sehr herzlich begrüßt. Innen findet man kein durchdesigntes Restaurant, sondern viel mehr "Omas Wohnzimmer" mit einem herrlich nostalgischen Charme. So nahm ich auch auf einer kleinen Couch platz und versuchte die liebevoll gestaltete und  handgeschriebene Speisekarte zu entziffern.

Salat und ich

Quasi nahtlos setzt sich der nostalgische Stil in der Speisekarte fort. Hier findet man hauptsächlich altbekannte klassische Gerichte, selbst Wiener Schnitzel findet man auf der Speisekarte. Pflicht bei Urs Wilhelm ist der Salat mit vielen Kräutern und süchtig machender Soße, den ich mit frischen Pfifferlingen wählte. Neben einem Teller mit Salat wird die Soße extra in einer Sauciere serviert, dazu noch eine große Schüssel Salat, so wie man es halt bei Oma gewöhnt ist ;-)   Corinna entschied sich auch für den Salat, aber mit Kalbsmilkenröschen. Die Pfifferlinge waren ausgezeichnet, aber die Kalbsmilkenröschen haben diese übertroffen, einfach perfekt. Dazu werden verschiedene kleine Brötchen gereicht, natürlich  ganz frisch aus dem Ofen.

Eine Weinkarte bekommt man nicht. Zur Auswahl geht es ins Nebenzimmer in dem man eine kleine Anzahl von Rot- und Weißweinen findet. Ich entschied mich für einen Pinot Noir vom Weingut Horber, Thurgau, den es in einer 0,5 Liter Flasche gibt.

Als Hauptspeise entschied ich mich für die in Butter gebratenen Eglifilets mit Kartöffeli. Die frisch gefangenen Fische aus dem Bodensee waren butterzart und ein wahrer Genuss. Ich war ein wenig von der großzügigen Anzahl der Filets überrascht, solche Mengen ist man nicht von Gourmetrestaurants gewohnt. Eine kleine Portion, die auch angeboten wird, hätte es für mich getan.

zart gebratene Eglifilets

Obwohl wir schon satt waren, wollten wir den Abend mit einem guten Nachtisch ausklingen lassen. Die Auswahl des Desserts viel nicht schwer, da es nur noch Sauerrahmglace gab. Was ein Glück! Bei mehr Auswahl hätten wir uns wahrscheinlich für ein anderes Dessert entschieden, und wir hätten diesen Hochgenuss verpasst. Das Eis wird erst kurz vor dem Servieren frisch gefroren und ist sehr locker, zart schmelzend und besitzt eine leichte Säure, einfach wunderbar.
Sauerrahmglace
Urs Wilhelm legt bei seinen Gerichten Wert auf frische Zubereitung und verwendet erstklassige Zutaten, man findet kein Schnickschnack und keine Versuche aus den Laborküchen. Danke an Urs Wilhelm der diese "alte" Art des Kochens auch in seinem Rentenalter zelebriert und nicht ans Aufhören denkt, sondern weiter freudvoll mit vollem Einsatz alles gibt um noch besser zu werden. Dank auch an den Michelin, der diese Art des Kochens seit über 15 Jahren mit einem Michelin Stern auszeichnet. Danke für diesen wunderschönen Abend, ich werde wiederkommen .....